Project Description

Neu St. Johann SG. Ehemalige Klosterkirche.

I. Manual (Hauptwerk) (C-f3) II. Manual (Brüstungspositiv) (C-f3)
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Bourdon
Principal**
Viola da Gamba*
Flauto major*
Coppel**
Waldflöte**
Biffara** 2fach
Octav*
Spitzflöte*
Quint*
Superoktav*
Mixtur 4fach*
Cornett 5fach*
Sesquialter 3fach*
Trompete*
16′
8′
8′
8′
8′
8′
8′
4′
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2 2/3′
2′
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8′
2 2/3′
8′
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Coppel*
Fugara*
Principal**
Flauto**
Hohlquinte*
Octav
Flageolet
Mixtur 3fach*
Vox humana
Kanaltremulant*
8′
8′
8′
4′
2 2/3′
2′
2′
1 1/3′
8′
III. Manual (Kronwerk) (C-f3) Pedal (C-f1)
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Rohrflöte
Principal**
Copel**
Sesquialter
Octav*
Quint
Sifflöte
8′
4′
4′
2 2/3′
2′
1 1/3′
1′
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Principalbass
Subbass*
Principal**
Koppelflöte
Quintbass*
Octav**
Mixtur 5fach*
Bombard*
Trompete
16′
16′
8′
8′
5 1/3′
4′
2 2/3′
16′
8′

Knapp hundert Jahre nach Vollendung der Klosterkirche (1680) wurde das für damalige Verhältnisse sehr grosszügige Instrument gebaut: die Stiftskirche St. Gallen hatte noch keine Westorgel, so besass die Klosterkirche Neu St. Johann im ganzen Stiftsgebiet die einzige Orgel mit 3 Manualen.

Während der prächtige Rokoko-Prospekt fast unverändert die Zeiten überdauerte, wurde das innere Werk durch verschiedene Umbauten immer wieder den veränderten Techniken angepasst. So wurde 1906 die Orgel auf pneumatische Steuerung umgebaut. Dennoch ist ein gutes Drittel des ursprünglichen Pfeifenwerks erhalten geblieben.

Mit der Aufhebung des Klosters (1805) wurde die Kirche Eigentum der katholischen Kirchgemeinde Neu St. Johann; im Zuge der letzten Kirchenrestaurierung wurde das Orgelwerk erneuert.

Die mutmasslichen Erbauer

Der gebürtige Vorarlberger und Orgelbauer Johann Michael Grass (1746-1809) liess sich in Lommis, im damals schon eidgenössischen Thurgau nieder und baute mehrere Orgeln für die Fürstabtei St. Gallen, bevor er in den Vorarlberg zurückkehrte: Die noch erhaltene Orgel vom Bartholomäberg (Montafon, Vorarlberg) wird ihm zugeschrieben. Grass war der Schwiegersohn von Johann Jakob Bommer (+ 1775), der die Orgel St. Katharinental gebaut und einige Zeit in Böhmen gearbeitet hatte: ob die auffallende Ähnlichkeit der Orgelanlage von Neu St. Johann mit böhmischen Orgeln auf diesen Einfluss zurückgeht?.

Der Bildhauser Johannes Wirtensohn (1749-1818) stammte aus Egg im Bregenzerwald (Vorarlberg) und war in Frauenfeld eingebürgert. Er arbeitete nachweislich mit Grass zusammen an der Orgel der Klosterkirche Glattburg (bei Oberbüren SG), deren Gehäuse erhalten ist. Aufgrund vieler Parallelen ist anzunehmen, dass er auch die Neu St. Johanner Orgelfront schuf, bei welcher nebst Gesimse und Rahmen auch Füllungsteile in reiner Schnitztechnik hergestellt sind.

Rekonstruierender Neubau

Ziel der Arbeiten war, das Orgelwerk möglichst originalgetrau wiederherzustellen: So wurden, unter Berücksichtigung der Original-Disposition, die Holzpfeifen, die Zinnpfeifen und die übrigen noch erhaltenen Teile restauriert und wieder eingebaut. Lage und Tonfolge der Winladen wurden nach den Tragbrettern der Prospektpfeifen rekonstruiert, dadurch wurde der teilweise stillgelegte Prospekt wieder klingend. Das hintere Gehäuse des Brüstungspositivs wurde in der ursprünglichen Form nachgebaut. Das mit dem Wappen des Fürstabts Beda Angehrn geschmückte Kronwerk besass von Anfang an eine eigenständige Windlade. Es wurde mit 7 Registern auf Gedeckt 8′-Basis ausgebaut.

Spuren ergaben, dass das Instrument schon immer einen freistehenden Spieltisch aufwies: durch eine Sichtöffnung über dem Brüstungs-Positiv kann der Organist direkt auf den Hochaltar sehen. Für das Spieltischgehäuse musste eine nachempfundene Form gewählt werden.

Die Orgel Neu St. Johann war für ihre Zeit mit freistehendem Spieltisch und mit drei Manualwerken grosszügig ausgebaut. So zählt sie heute zu den wenigen Schweizer Barockorgeln, deren Prospekt von Anfang an für drei Manualwerke ausgelegt war, im süddeutschen Spätbarockstil ist sie gar die einzige. Diese besondere Stellung und die vorbestimmte Anordnung der Werke durch das Gehäuse rechtfertigten eine Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands.
Die wiedererstandene Orgel ist ein sehr spezifisches Instrument für die süddeutsche Barockmusik, auf welchem auch Bach, Mendelssohn, zeitgenössische Orgelmusik und Improvisationen gespielt werden können. Der weiche, edle Klang verschmilzt mit der fabelhaften Raumakustik und besticht im Gottesdienst und in Konzerten mit einem grossen Reichtum an verschiedenen Klangfarben.

Koppeln
KW-HW, BP-HW, BP-PED, HW-PED als Tritte zum Einhaken
Technische Angaben
Spieltisch freistehend, mit Sicht zum Hochaltar, rekonstruiert nach barocken Vorbildern
Disposition und Beratung
Herr Dr. Bernhard Anderes, EKD
Herr Jakob Kobelt, EKD
Herr Siegfried Hildenbrand, Domorganist St. Gallen
Architekt
Herr Franz Ladner, Architekturbüro RLC, Rheineck
Herr Rausch Ladner Clerici AG, Architekturbüro, Rheineck
Intonation
Hans Späth
Erbaut 1988 durch
Späth Orgelbau-Team, Rapperswil

Literatur:

«Die grosse Orgel von Neu St. Johann» als ausführliche Dokumentation von Konrad Bucher, sowie eine Compakt Disk mit Orgelmusik gespielt vom Organisten Hansjörg Gutgsell ist bei uns zum Selbstkostenpreis erhältlich.

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2011 Reinigung, Revision und Nachintonation der 1988 erbauten Späth Orgel mit 40 Register, 3 Manualen & Pedal, rein mechanisch. Organist: Hansjürg Gutgsell, Nesslau